Panikattacken: Symptome und Dauer
„Immer, wenn ich einkaufen muss, weiß ich schon was auf mich zukommen wird: Ich werde den Einkaufswagen aus der Reihe ziehen, und schon da werde ich mich schlecht fühlen. In dem Moment, in dem sich die Schiebetür öffnet und ich die Musik höre, die Gerüche der Gemüseabteilung wahrnehme und durch die Pendeltür zum Gemüsebereich gehe, werden meine Knie weich. Ich weiß genau, dass sich der Boden nur scheinbar unter meinen Füßen bewegt und mein Kopf weiß auch genau, dass es eigentlich keinen Grund gibt, hier Panik zu haben. Trotzdem sind meine Hände schweißnass, ich klammere mich an den Einkaufswagen und arbeite so schnell wie möglich und mit Tunnelblick meine Einkaufsliste ab. In der letzten Zeit wurde wieder einmal das Sortiment umgestellt, und ich finde nichts wieder – das ist die Hölle für mich! Ich habe meine Routine und mit ihrer Hilfe kann ich den wöchentlichen Einkauf in minimaler Zeit erledigen. Jetzt, wo wieder alles umgestellt wurde, muss ich suchen, eventuell sogar noch jemanden ansprechen und es ist so schlimm wie nie zuvor. Neulich war an der Kasse eine Schlange, und da ist mir das Allerpeinlichste passiert: Ich stand schon in der Reihe und habe es dann nicht mehr ausgehalten. Mir schlug das Herz bis zum Hals, mir war schwindelig. Ich habe geschwitzt und war mir sicher, jeder konnte mir ansehen, dass ich gerade eine Panikattacke habe. Ich hatte das Gefühl, ich ersticke und wenn nicht, dann muss ich trotzdem jetzt und hier sterben. Also habe ich den Wagen an die Seite gestellt und fluchtartig den Supermarkt verlassen. Noch heute ist mir das so peinlich, dass ich diesen Laden seitdem nicht wieder betreten habe.“
Wenn Du Dich in diesem Bericht wiederfindest oder zumindest einige Teil der Symptome von Panikattacken davon wiedererkennst, dann weißt Du wovon ich rede: Panikattacken sind furchtbar. Wer sie zum ersten Mal erlebt, denkt häufig, er müsse sterben – es wird ein Krankenwagen gerufen und manchmal wird die Person mit Verdacht auf einen Herzinfarkt mit Blaulicht in das nächste Krankenhaus eingeliefert. Dort wird in der Regel eine entsprechende Untersuchung durchgeführt und es wird nichts Pathologisches festgestellt. Schlimmstenfalls wiederholt sich dieser Vorgang, und man wird im Krankenhaus als Hypochonder oder Simulant dargestellt und im Zweifelsfall sogar belächelt. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Das sind die Symptome einer Panikstörung: Eine Panikattacke. Eine Panikattacke ist ein rapider Anstieg von Angst ohne erkennbaren Anlass. Die Symptome sind dramatisch: Herzrasen, Schweißausbrüche, Schwindel, das Gefühl zu sterben, und vor allem: schreckliche Angst.
Folgende Symptome sind kennzeichnend für eine Panikattacke:
- immer wieder plötzlich auftretende intensive Angstzustände ohne erkennbaren äußeren Anlass
- Diese Angstzustände dauern mindestens einige Minuten, aber nicht länger als eine halbe bis eine Stunde
- Du erlebst einige der folgenden Körperreaktionen, Gedanken oder Empfindungen:
- Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz, “Herzstolpern”
- Schweißausbrüche
- Zittern
- Mundtrockenheit
- Atembeschwerden
- Beklemmungsgefühle
- Schmerzen oder Missempfindungen im Brustkorb
- Übelkeit oder andere Beschwerden im Magen
- Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit
- Gefühl, dass Objekte unwirklich sind oder man selbst weit entfernt oder nicht wirklich hier ist
- Angst vor Kontrollverlust,
- Angst, „verrückt“ zu werden
- Angst zu sterben
Wenn Du genauer überprüfen möchtest, ob Du die Symptome einer Panikstörung (= wiederholt auftretende Panikattacken) erlebst, nutze dazu auch diesen Selbsttest: Zum Selbsttest
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Ängste und Panikattacken:
Panikattacken sind die massivste und extremste Form einer Angstsymptomatik. Aber auch schleichende Ängste oder Ängste, die nur an bestimmten Orten und zu bestimmten Gelegenheiten auftreten, sind quälend.
Die eingangs beschriebene Szene der Angst beim Einkaufen beschreibt auch Symptome der sogenannten Agoraphobie, also der Angst vor bestimmten Orten oder Plätzen, insbesondere verbunden mit der Angst diesen Ort nicht rechtzeitig verlassen zu können, ohnmächtig zu werden oder es nicht mehr zur Toilette zu schaffen.
Panikattacken und Agoraphobie treten häufig gemeinsam auf, aber bei weitem nicht immer. Viele Menschen leiden auch unter isolierten Panikattacken und werden unverhofft und plötzlich davon überrascht. Das Gemeine ist, dass man natürlich nach einem solchen Erlebnis mit der Zeit Angst vor der Angst entwickelt, also die Sorge, dass die Angstsituation wieder auftreten könnte. Diese Angst vor der Angst führt letztlich dazu, dass viele Menschen sich in ihrem Alltagsleben massiv einschränken, auf schöne oder wichtige Tätigkeiten oder Ereignisse verzichten und in ihrer Lebensqualität deutlich beeinträchtigt sind.
Was genau löst Panikattacken aus?
Es gibt nicht den einen Auslöser, sondern es ist immer ein Gesamtbild.
Faktoren, die eine Rolle spielen können, sind:
- ein bedeutsames Lebensereignis (Geburt, Hochzeit, Trennung, Scheidung, Tod oder gravierende Erkrankung von nahen Familienangehörigen oder Freunden oder eine eigene gravierende Erkrankung)
- chronische Überlastung und Überforderung (durch Menge oder Anforderungsniveau beruflicher oder privater Aufgaben, Situation als alleinerziehendes Elternteil, Streit)
- Schlafmangel oder Schlafentzug
- körperliche Beeinträchtigungen oder Missempfindungen wie zum Beispiel nach Alkohol- oder Drogenkonsum, Zyklusbeschwerden)
- Es ist nicht auszuschließen, dass die Ernährung oder (zum Beispiel) hormonelle Schwankungen auch auslösende Faktoren sind, wissenschaftlich fundiert nachgewiesen ist dies aber bislang nicht.
Was kann man gegen Panikattacken tun?
Es ist nachgewiesen, dass zur Überwindung von Panikattacken eine strukturierte Selbstbeobachtung und Verhaltensänderung effektiv ist, wie ich sie in meinem Buch vermittle. Darüber hinaus ist gegebenenfalls eine Veränderung der Lebenssituation notwendig, die zu einer allgemeinen Entlastung führt. Weitere bedeutsame Faktoren, um Angst- und Panikstörungen zu überwinden, sind ausreichende Bewegung und ein ausreichender, gesunder Schlaf (siehe Kapitel 3).
Es gibt leider keine Wundermittel im Sinne von bestimmten Tees, Vitaminen oder Nahrungsergänzungsmitteln, mit denen man eine Angststörung oder Panikattacke auf schnelle und einfache Art überwinden könnte. Bitte lass Dich nicht von entsprechenden Angeboten oder Anbietern, die Dir eine schnelle und simple Lösung versprechen, verunsichern oder über den Tisch ziehen.
Fest steht: Je länger Du Deine Angstsymptome aushältst, desto mehr Raum werden sie in Deinem Leben einnehmen. Viele Menschen, die ich aufgrund von Ängsten in meiner Praxis behandelt habe, haben sich mit der Angst „eingerichtet“, bevor sie fachliche Hilfe gefunden haben. Das bedeutet, dass sie ihr Leben um die Angst „herum organisiert“ haben. Sie haben bestimmte Dinge vermieden oder aus ihrem Leben gestrichen, die mit Angst auslösenden Situationen in Verbindung stehen, wie z.B. Weggehen, Freunde treffen, alleine in die Stadt gehen, einkaufen, alleine zu Hause sein usw. Andere nutzen diverse Hilfsmittel, die ihnen „überlebensnotwendig“ erscheinen, um ihre Ängste in Schach zu halten, wie zum Beispiel das Handy, das immer dabei sein muss, die Flasche Wasser, das Pfefferminzöl, die „Notfallmedikamente“ (die schlimmstenfalls Abhängigkeit erzeugen können), aber auch legale oder illegale Drogen wie Alkohol oder Cannabis.
Leider geht die Angst durch das Nutzen solcher Hilfsmittel nicht weg, sondern sie wird nur vorübergehend zurückgedrängt oder gemildert. Mittelfristig nimmt die Lebensqualität durch diese Einschränkungen immer weiter ab, die Betroffenen ziehen sich zurück, meiden Sozialkontakte, geben Hobbys auf oder melden sich im Beruf öfter krank.
Der einzige Weg, sich von Ängsten und Panikattacken zu befreien besteht darin, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich den Ängsten zu stellen. Sprich mit Deinem Hausarzt darüber und suche Dir Hilfe bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten – wie Du das am besten machst, erfährst Du hier: . Ein anderer Weg ist die Selbsthilfe mit Hilfe des Selbstcoachingprogrammes, das ich Dir in meinem Buch vorstelle. Ich biete Dir hier eine effektive und fachlich fundierte Methode an, um selbständig an der Überwindung Deiner Ängste zu arbeiten. Du kannst das Buch gut nutzen, um die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken und dann entscheiden, ob die Behandlung noch notwendig sein wird.
Hast Du Fragen?
1. Welche Medikamente helfen bei Panikattacken?
Wenn du Medikamente nutzen möchtest, solltest du bitte einen Facharzt für Psychiatrie oder einen Nervenarzt aufsuchen, da in den allgemeinärztlichen Praxen in der Regel nicht die entsprechende Expertise für diese speziellen Gruppen von Medikamenten besteht. Generell gilt:
Die Wirkung der Medikation hält nur so lange an, wie das Medikament eingenommen wird. Beim Absetzen kehren die Symptome also im selben oder höheren Ausmaß wieder zu-rück. Es findet demnach keine „Heilung“ statt.
Die für Ärzte und Therapeuten bindenden medizinischen Leitlinien geben zur Behandlung der Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie folgende Empfehlungen, die auch auf eine generalisierte Angststörung oder spezielle Phobien über-tragbar sind:
- für die sehr kurzfristige Behandlung: Benzodiazepine
- für die mittel- bis langfristige Behandlung: Antidepressiva
Im Detail werden folgende Medikamente bzw. Medikamentengruppen empfohlen:
- Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI:
- Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin
- Antidepressiva aus der Gruppe der SNRI: Venlafaxin
- oder als trizyklisches Antidepressivum: Clomipramin
Du möchtest selbst an der Bewältigung Deiner Ängste arbeiten? Nutze das von mir entwickelte Selbstcoachingprogramm „Weniger Angst – mehr Leben“: https://wohlersein.de/wenigerangst/
Weiterführende Informationen zum Thema Angst findest Du hier: https://wohlersein.de/angststoerung-symptome/
2. Was kann man gegen Panikattacken tun?
Hier findest du Informationen darüber, was man bei einer Panikattacke tun kann.