Seelische Gesundheit

Ich benutze den Begriff „seelische Gesundheit“, weil ich ihn umfassend und hilfreich finde. Für mich umfasst er sowohl Deine psychische Gesundheit als auch Deine Lebensbedingungen, Beziehungen, Werte und Deine Lebenssituation.

Dementsprechend betrachte ich es als meine Aufgabe, Dich bei der Stärkung bzw. beim Wieder-Erlangen Deiner seelischen Gesundheit zu unterstützen.

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Was ist mit “seelischer Gesundheit” überhaupt gemeint?

Erich Fromm (deutsch-amerikanischer Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe) verstand darunter folgendes:

“Im Allgemeinen definiert man seelische Gesundheit eher negativ als Abwesenheit von Krankheit, und nicht positiv als Wohlbefinden, als Wohl-Sein (well-being) des Menschen. (…) Wohlsein lässt sich als die Fähigkeit beschreiben, kreativ zu sein, ganz bewusst zu leben und zu handeln; es bedeutet, unabhängig zu sein und ganz tätig und gerade dadurch mit der Welt eins zu sein. Wohl-Sein besagt zu sein, und sich nicht um das Haben zu kümmern; es ist die Erfahrung von Freude im Vollzug des Lebens selbst, bei dem schöpferisch zu leben als der einzige Lebenssinn betrachtet wird. Wohl-Sein ist nicht nur eine Frage der verstandesmäßigen Einschätzung, sondern drückt sich im ganzen Körper, in der Art der Bewegung, der Sprache und im Tonus der Muskeln aus.”

(Erich Fromm, 1959)

Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert Gesundheit so:

„Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“

Ich meine: Es ist unsere eigene, tagtägliche Verantwortung, für unsere körperliche und seelische Gesundheit zu sorgen. Dazu müssen wir gut darüber Bescheid wissen, welche Faktoren unsere Gesundheit stärken und welche uns schwächen und krank machen können.

Das Balancemodell von Nosrat Peseschkian

Ein guter Ansatz, sich dem Thema „seelische Gesundheit“ zu nähern, ist das Balancemodell des Facharztes für Neurologie, Psychiatrie und Psychosomatische Medizin Nosrat Peseschkian, das dieser seiner Methode der Positive Psychotherapie (PPT)zugrunde legt.

In einer Raute werden die vier Bereiche des Lebens dargestellt:

  • Körper (Gesundheit, Sexualität)
  • Leistung (Arbeit, Status)
  • Kontakt (Beziehungen, Liebe)
  • Zukunft (Sinn, Selbstverwirklichung)

Quelle: Farshad Abar, Positive Konflikt- und Familienberatung

Life-Work-Balance nach Peseschkian

Es entspricht unseren Grundbedürfnissen, alle dieser Bereiche möglichst ausgeglichen zu leben, und gleichzeitig geraten wir immer wieder in Konflikte, da sich die Verwirklichung der Bedürfnisse in einem Bereich zum Teil mit der Verwirklichung der Bedürfnisse in einem anderen Bereich widerspricht. So geht zum Beispiel ein verstärktes Engagement im Bereich Leistung möglicherweise zu Lasten der Bereiche Kontakt und Körper, während die intensive Beschäftigung mit spirituellen oder Selbstverwirklichungsthemen möglicherweise Konflikte mit dem Bereich Kontakt und Beziehungen auslösen kann.

Die Herausforderung, vor der wir immer wieder stehen, ist alle vier Bereiche immer wieder von Neuem in Einklang zu bringen und auszubalancieren. Nur so können wir gleichzeitig seelisch und körperliche gesund bleiben und uns stetig weiterentwickeln.

Ressourcen

Eine wichtige Dimension seelischer Gesundheit ist die Ausgewogenheit eigener Ressourcen und Belastungsfaktoren.

Mit „Ressourcen“ ist im therapeutischen Kontext all das gemeint, was Dir im Alltag hilft, Herausforderungen, Probleme und Anforderungen zu bewältigen und insgesamt ein zufriedenes, gesundes Leben zu führen.

Dies können sowohl Persönlichkeitsmerkmale („Ich bin selbstsicher, kann gut beobachten und mich gut sprachlich ausdrücken“, „Ich gehe gerne auf Menschen zu.“) als auch bestimmte Fertigkeiten („Ich kann Fahrräder reparieren und gut kochen.“) sein. Auch körperliche Faktoren („Ich bin sportlich und verfüge über ein widerstandsfähiges Immunsystem“) und Faktoren in Deiner sozialen und räumlichen Umgebung („Meine Familie gibt mir viel Halt.“ „Hier im Viertel gibt es ein Fitnessstudio. Außerdem komme ich mit dem Bus schnell überall hin.“) sein.

Ressourcen - wohlersein.de
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Nimm Dir etwas Zeit, um einmal die verschiedenen Bereiche Deines Alltags, Deiner Persönlichkeit und Deines Lebens nach Ressourcen zu durchforsten. Dabei können folgende Fragen hilfreich sein:
  • Was gibt Dir Kraft?
  • Was hat Dir früher Kraft gegeben?
  • Was davon kannst Du wieder oder noch stärker nutzen?
  • Was macht Dir Freude und was hat Dir früher Freude gemacht?
  • Wer in Deiner Umgebung gibt Dir Halt?
  • Wer würde Dich heute unterstützen? Wie?
  • Was tut Dir gut? Was hilft Dir, Dich zu entspannen oder Dich zu trösten?
  • Was mögen Deine Freunde an Dir? Was mag Deine Familie an Dir?
  • Wer tut Dir gut? In wessen Gesellschaft fühlst Du Dich wohl und kannst freundlich mit Dir selbst umgehen?
  • Welche Orte tun Dir gut, stärken Dich? Wo kannst Du gut abschalten oder zu Dir selbst kommen?
  • An welchen Orten findest Du Menschen, Dinge oder Angebote, die hilfreich für Dich sind?
  • Was noch?

Belastungsfaktoren sind alle Dinge, die von Dir Kraft fordern -sowohl physisch als auch emotional oder kognitiv.

Physische Belastungsfaktoren können z.B. körperliche Schmerzen oder Erkrankungen sein, permanenter Lärm in Deiner Umgebung oder lange, stressige Wege zur Arbeit.

Emotionale Belastungsfaktoren sind Beziehungskonflikte mit den Menschen um Dich herum, Sorgen, Ängste und Trauer.

Ein kognitiver Belastungsfaktor könnte zum Beispiel eine Arbeit sein, bei der Du über lange Zeiträume hinweg hochkonzentriert sein musst und keine Fehler machen darfst.

Beides -Ressourcen und Belastungsfaktoren- gehören immer zum Leben dazu. Belastungen sind auch Herausforderungen, und sie bringen uns dazu, nach neuen Lösungen zu suchen und uns weiter zu entwickeln. Wenn die Belastungsfaktoren jedoch übermächtig groß sind und nicht zu bewältigen erscheinen, dann können wir uns nur noch schützen und wehren. Das geht dann häufig zu Lasten von Beziehungen und Aktivitäten, die uns eigentlich stärken. Auf diese Weise wird unsere innere Kraft immer weniger, unsere Widerstandsfähigkeit nimmt ab und die Gefahr, dass wir körperlich oder psychisch erkranken, nimmt zu.