Was ist ein Notfall im Sinne seelischer Gesundheit?
- Ein Notfall kann zum Beispiel sein, wenn ein akutes Ereignis (ein Konflikt, eine Enttäuschung, eine Trennung, ein traumatisches Ereignis oder ähnliches) Dich in einen Zustand bringt, den Du kaum aushalten kannst.
- Ein Notfall kann auch sein, wenn die Einsamkeit, die Überforderung, die Hilflosigkeit, die Wut Dich dahin bringen, dass Du das Gefühl hast, es sei besser, sich aus dem Leben zu verabschieden.
- Ein Notfall ist, wenn Du Dich so schlimm selbst verletzt hast, dass die Wunde genäht werden sollte.
- Ein Notfall kann sein, wenn die Angst so groß wird, dass Du gar nicht mehr aus dem Haus gehen kannst. Oder wenn die Antriebslosigkeit und Überforderung im Rahmen einer depressiven Erkrankung Dich so stark lähmen, dass Du die einfachsten Dinge im Haushalt nicht mehr verrichten oder Deine Kinder nicht mehr versorgen kannst.
Für solche Notfälle gibt es Hilfsangebote:
Die 112
Bei ganz akuten Notlagen (ganz konkrete Selbstmordgedanken und -pläne, akute Panik, die nicht endet, schwere Verletzungen oder ähnliches) darfst und solltest Du die Nummer des Rettungsdienstes wählen. Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig! Wenn Du diese Nummer wählst, wirst Du mit der Rettungsleitstelle verbunden. Die Menschen dort sind sehr freundlich und gut ausgebildet. Sie sind darauf trainiert, zu ruhig zu bleiben und zu sortieren, welches Hilfsangebot für Dich das passende ist. Es wird also nicht in allen Fällen sofort ein Rettungswagen auf den Weg geschickt, sondern es wird unter Umständen auch mit Dir gemeinsam überlegt, welche Maßnahmen sonst noch in Frage kämen. Das könnten unter anderem eine geplante oder notfallmäßige stationäre Aufnahme oder ein Kontakt zum Sozialpsychiatrischen Dienst sein.
Stationäre Aufnahme – notfallmäßig oder geplant
Die stationäre Aufnahme in einem Krankenhaus (in der Regel wird dies bei den oben beschriebenen Themen die zuständige psychiatrische Klinik in Deiner Region sein. Welche das ist, erfährst Du entweder über die 112, oder indem Du die Zentrale eines beliebigen Krankenhauses in Deiner Nähe anrufst und nachfragst) kann entweder notfallmäßig oder geplant stattfinden. Auch hier gilt: Wenn Du in der Zentrale eines Krankenhauses anrufst, wirst Du auf Menschen treffen, die Dir freundlich und kompetent begegnen und die darauf trainiert sind, in Ruhe mit Dir zu überlegen, welche Hilfsangebote für Dich in Frage kommen.
- notfallmäßige Aufnahme, auch Notaufnahme: Wenn Deine Situation so ist, dass Du jetzt sofort die Hilfe eines Krankenhauses brauchst, gibt es unterschiedliche Wege. Entweder, Du wählst die 112 und schilderst dem Notarzt Deine Notlage. Wenn er die Notwendigkeit einer Krankenhausbehandlung sieht, wird er Dich einweisen und auch für den Transport sorgen. Oder Du rufst in der Zentrale des Krankenhauses an und lässt Dich mit dem diensthabenden Arzt verbinden (Es gibt rund um die Uhr an jedem Wochentag jemanden, der im Dienst ist) und beschreibst ihm Deine Notlage. Wenn er die Notwendigkeit sieht, wird er Dir beschreiben, wohin Du kommen sollst.
- Geplante stationäre Aufnahme: Wenn Du den Eindruck hast, dass Du nicht jetzt sofort die Hilfe eines Krankenhauses brauchst, sondern auch noch etwas warten könntest, dann kannst Du ein Infogespräch mit dem Personal der zuständigen Station vereinbaren und einen Aufnahmetermin planen. Welche Station dies ist, erfährst Du über die Zentrale des Krankenhauses. Das geplante Vorgehen hat den Vorteil, dass das Personal im Aufnahmegespräch mehr Zeit hat und Du einen regulären Krankenhausplatz bekommst (und nicht etwa ein Bett auf dem Flur, wie es bei einer Notaufnahme geschehen kann). Außerdem kannst Du alle Fragen stellen, die Du hast, bekommst Vorab-Informationen und kannst Dich auf die stationäre Aufnahme einstellen. Der Nachteil: Die Wartezeit kann Tage bis Wochen betragen.
Der Sozialpsychiatrische Dienst
Der sozialpsychiatrische Dienst ist eine öffentliche Institution Deiner Stadt oder Deines Kreises, deshalb kann ich Dir leider keine zentrale Rufnummer/ keinen zentralen Link geben. Du findest den Sozialpsychiatrischen Dienst Deiner Region über die Internetsuche. Das Gute am Sozialpsychiatrischen Dienst ist: Die Mitarbeiter kennen sich bestens mit den Hilfsangeboten in Deiner Region aus, können gemeinsam mit Dir herausarbeiten, was für Dich hilfreich wäre und machen auch Hausbesuche.
Schau Dir stellvertretend für alle Dienste die Beschreibung des Sozialpsychiatrischen Dienstes Berlin an:
Der Sozialpsychiatrische Dienst ist eine Beratungsstelle für psychisch kranke, suchtkranke und demente, erwachsene Menschen und deren Angehörige.
Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter stehen für Beratung und Unterstützung nach telefonischer Terminvereinbarung – und in akuten Krisensituationen sofort zur Verfügung.
Der Sozialpsychiatrische Dienst führt bei Bedarf auch Hausbesuche durch. An den Dienst kann sich wenden, wer seelische Probleme, Ängste, Schwierigkeiten mit Alkohol, Drogen oder Tabletten hat, sich in einer Krisensituation oder Notlage befindet, Patientenerfahrung im psychiatrischen-psychosomatischen Bereich gemacht hat und weiter Unterstützung benötigt. Hier werden auch Angehörige, Nachbarn oder Bekannte von Hilfesuchenden beraten.
Einzel- und Familienberatung bei persönlichen und materiellen Schwierigkeiten, die aus der Erkrankung resultieren
Vermittlung von Hilfen (z. B. Hauspflege, Einzelfallhilfe) und Informationen über weitere Hilfsangebote
psychosoziale und psychiatrische Abklärung in Krisensituationen
langfristige Betreuung und kontinuierliche Gesprächsmöglichkeiten
Krisenintervention
Vermittlung in betreute Wohnformen oder Tagesstätten
Vermittlung in stationäre Behandlung
Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik bei akuter Selbst- und Fremdgefährdung
Mitwirkung bei gerichtlichen Betreuungsverfahren
Angehörigenberatung
Telefonische Hotlines
Ärztlicher und Psychiatrischer Bereitschaftsdienst in Deutschland: 116117
(https://www.116117.de ) Über die 116117 ist auch die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung erreichbar, die gegebenenfalls kurzfristig Termine für die Psychotherapeutische Sprechstunde vermittelt.
Österreich: Die Psychiatrische Soforthilfe www.psd-wien.at (01) 31330
Depression:
Info-Telefon Depression 0800 / 33 44 533 (https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/info-telefon )
Telefonseelsorge: 0800 – 1110111 oder 0800 – 1110222 : Ein Angebot der evangelischen und katholischen Kirche
(https://www.telefonseelsorge.de )
Telefonseelsorge Österreich 142 (www.telefonseelsorge.at )
Telefonseelsorge Schweiz (www.143.ch )
Kinder- und Jugendtelefon 0800-1110333 (www.nummergegenkummer.de )